Ich stehe gerade vor der für mich unglaublich schwierigen Aufgabe, mir drei Thesen zu überlegen, die Grundlage für eine mündliche Prüfung sein sollen: ein Fachgespräch auf Augenhöhe mit Leuten, deren Augenhöhe ich, wenn alles supergut läuft, vielleicht in zwanzig Jahren erreiche, vielleicht auch nie; gleichzeitig eine mir vollkommen neue Gesprächssorte. Frühere Prüfungen hatten immer einen Themenkomplex, der gemeinsam erarbeitet wurde und dessen Eingrenzung vorher klar war. Jetzt muss ich taktisch abwägen, welche Themen angesprochen werden können und was ich dazu zu sagen habe. Die dabei anwesenden Personen möchte ich ebenso wenig aus persönlichen wie aus strategischen Gründen enttäuschen, sondern viel lieber beeindrucken. Und diese gesamte Widersprüchlichkeit der Situation ist alles, worüber ich nachdenke – und nicht, wie ich sollte, über die Thesen. Diese Widersprüchlichkeit macht es mir gerade zu unmöglich, mich angemessen vorzubereiten. Alle Menschen die ich kenne, die vor mir durch diese Situation gegangen sind, wurden direkt danach von akuter Amnesie befallen und können mich daher leider weder beruhigen, noch mir Tipps geben. Und so bleibt mir nix weiter als immer wieder auf das System zu schimpfen, das mir sowas antut! Schäm dich, System!
Ja! Genau! Mieses System! Systeme sind böse. Außer Content-Management-Systeme. Obowohl. Da gibt’s auch böse.
Was den Kern der Sache angeht: Ich hab ja in beiden Rollen (Prüfling und Prüfer) immer die besten Prüfungen erlebt, wenn es um Themen ging, für die man sich wirklich begeistern konnte. Wenn Begeisterung da ist, spielt auch die (evtl. fehlende) Augenhöhe keine Rolle. Für beide Seiten. Meine Meinung.
@ben_: Es gibt auch ganz liebe Systeme. Anti-Blockier-Systeme beispielsweise oder das Ökosystem und das Immunsystem. Allesamt lieb, … solange sie funktionieren. 🙂