Juli Zeh – Unterleuten

Ich habe mal wieder ein Buch gelesen und zwar ein gutes. Unterleuten von Juli Zeh (2016) taugt echt was. Ein schöner, mittellanger Roman mit jeder Menge Identifikationspotential (warum ist mir das in neuester Zeit so wichtig? Weiß ich auch nicht). Die Geschichte entfaltet sich mehr oder weniger chronologisch entlang der Figuren. In jedem Kapitel steht eine Person im Vordergrund. Es haben eventuell eins oder mehrere Verbrechen statt gefunden. Am Ende wird netterweiter fast alles aufgeklärt.
In Unterleuten erzählt Juli Zeh von der ostdeutschen Provinz im Speckgürtel Berlins. Vom täglichen Kampf gegen Natur und menschliche Natur. Davon, wie man versucht, sich einzurichten zwischen Sinnsuche und Bequemlichkeit, zwischen Emanzipation und Fallenlassen. Wie Kinder und Hunde dabei zwischen die Fronten geraten. Wie prägend die Jahre zwischen 0 und 15 sind. Und wie man danach eigentlich nur wiederholt, was bis dahin passiert ist.
Bitte lesen!

Johann König – Kinder sind was Wunderbares

Und schwupps – schon das erste Buch gelesen für dieses Jahr! Wenn ich so weitermache, schaffe ich dieses Jahr nicht nur meine eigene und ben_s, sondern auch noch fzerozeros Leseliste! Liebe Mit-Intellektuelle, ich hoffe auf zahlreiche Überschneidungen beim Lesestoff und regen Austausch. Johann König – Kinder sind was Wunderbares weiterlesen

Louise im blauweiß gestreiften Leibchen

louise

Ein netter kleiner Roman mit Krimi-Einschlag, den man gut so weglesen kann, der aber trotzdem „schöne“ (mein Ausdruck für gut geschriebene, zumindest nach meinem Empfinden gutgeschriebene) Stellen enthält. Es geht um Künstler in Berlin, es geht um Ost-West, es geht um Liebe.
Ein Teil der Geschichte spielt zu der Zeit, als meine Mutter ein Kleinkind war. Als die Mauer geschlossen wurde, war sie gerade mit ihrer Mutter bei Oma im Westen, ihr Vater und ihre Schwester aber im Osten. Wie lange meine Oma gezögert hat, doch wieder zurückzufahren (und ob sie wirklich wegen meines Opas und meiner Tante zurückgefahren ist), ist eines dieser dunklen kleinen Geheimnisse in unserer Familie, aus denen man durchaus einen realistischen kleinen Roman mit Krimi-Einschlag schreiben könnte, wenn man denn könnte.

„Louise im blauweiß gestreiften Leibchen“ von Mathias Nolte kann ich jedenfalls empfehlen.

Siri Hustvedt – Was ich liebte

siri

Im Grunde ist „Was ich liebte“ (engl. „What I Loved“) eine Familiensaga. Wir verfolgen verschiedene Personen, hauptsächlich zwei Paare und deren Kinder über viele Jahre. Sie entwickeln sich weiter, entfernen sich und nähern sich an und zwischendurch erzählt Siri Hustvedt immer wieder von Kunstobjekten (erst Bilder, später Collagen und dann Objekte), die eine der Hauptfiguren herstellt. Diese Objekte sind es auch, die mich am meisten faszinieren an dem Buch. Sie werden in einer Detailliertheit beschrieben, dass ich schon öfter Rechercheversuche unternommen habe, um herauszufinden, ob es diese Objekte vielleicht wirklich gibt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich jemand das alles ausdenken kann. Ich hab aber nie etwas auch nur ähnliches gefunden, und war dann hinter immer etwas traurig, dass ich mir die Dinge so nie wirklich ansehen kann. Will ich sie noch mal betrachten, muss ich das Buch noch mal lesen. Und überhaupt sollte jede/r das Buch lesen, schon allein, damit man mal drüber sprechen kann.

Siri Hustvedt – Was ich liebte weiterlesen

Alain de Botton – Freuden und Mühen der Arbeit

Drüben bei ben_ gibt es zwar schon eine ausführliche Lobhudelei des Buches, aber ich habe irgendwann festgestellt, dass ich dann gar nix mehr zu Bloggen hätte, wenn ich alles weglassen würde, was drüben schon steht. So ist das nun mal, oder wie ben_ sagen würde: „This is what Zusammenleben is all about“.

Alain de Botton – Freuden und Mühen der Arbeit weiterlesen

Die Welt der schönen Bilder

„Wann hat der Niedergang begonnen? An dem Tag, als man die Wissenschaft der Weisheit, die Nützlichkeit der Schönheit vorzog.“

Diesen kurzen Roman von Simone de Beauvoir aus dem Jahr 1966 (dt. 1968) habe ich jetzt bestimmt schon zum dritten Mal gelesen und immer wieder fallen mir dieselben Sätze auf, immer wieder bekomme ich die gleichen beklemmenden Gefühle zu Beginn und immer wieder entzieht sich mir die Hauptfigur Laurence gegen Ende auf dieselbe Weise.

Die Welt der schönen Bilder weiterlesen