Neues Jahr, neuer Name, neues Thema

Das geht ja gut los! Kaum 2 Monate am Start, und schon den Namen geändert. Die Domain bleibt aber – quasi als grundlegender Beat – es wird nur hin und wieder die Melodie variiert. Und die Tonart.

Die amerikanische Filmbranche hat ja schon viel Unheil über die Welt gebracht. Sie hat z.B. den Ausdruck „Das Streben nach Glück“ durch einen dämlichen Film unbrauchbar gemacht. Daher muss ich hier nun so tun, als hätte ich das Graecum, um den nächsten Wochen ein Thema zu geben: das Suchen, Finden und Behalten von Glück, Zufriedenheit und Erfolg. Aristoteles hat das Eudaimonia genannt, eine „gedeihende oder gelingende Lebensführung“. Und da es mir ab jetzt mehr um Gedeih als um Verderb gehen soll, musste der Name geändert werden. Das hat einen einfachen und doch gar nicht selbstverständlichen Grund – es geht mir so gut wie noch nie in meinem Leben, und – und das ist vielleicht noch entscheidender – ich habe es nie für möglich gehalten, dass es mir tatsächlich mal so gut gehen könnte.

Man wächst ja so auf, irgendwann verlässt einen die kindliche Zuversicht, dass alles für immer so bleiben wird, wie es ist, und dann fängt man an, oder wird dazu gezwungen, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen: willst du die Schule wechseln und in die Russisch-Klasse? Lernst du noch für die nächste Klassenarbeit, damit die Noten fürs Gymnasium reichen? Willst du Latein als zweite Fremdsprache? Spanisch als dritte? Willst du nebenher Französisch lernen, und Klavier spielen und im Chor singen? In zwei, oder gleich drei Chören? Willst du kiffen? Oder lieber trinken? Willst du den Typ da küssen, weil der so guckt? Willst du dem da das Kinderherz brechen, weil das Küssen so gar keinen Spaß macht? Welche Kurse willst du wählen? Badminton oder Schwimmen? Willst du auch für die letzte Prüfung noch lernen? Willst du studieren, eine Ausbildung machen, ein freiwilliges Jahr? Was studieren, wo, und warum? Kannst du das? Und willst du das?

Diese ganzen Entscheidungen hatten wenig mit Glück, Wohlbefinden oder Erfolg zu tun. Das war alles Zwang, zur Vorbereitung auf eine Zukunft, von der niemand auch nur die leiseste Ahnung hatte, wie sie aussehen würde. Der klassische Satz der Eltern: wir mussten damals werden, was gebraucht wurde – du hast die freie Wahl! Ich wusste, dass das was Gutes war, ich wusste nur nicht, wie ich das für mein Glück nutzen sollte. Coming of Age heißt das heute, glaube ich. Das ist mir eher so mittelgut gelungen. Erfolg war da, zumindest in für mein Umfeld ausreichendem Maß – Wohlbefinden ließ auf sich warten. Ich war immer unzufrieden, mit mir, mit den Umständen.

Das führte zu einer recht langen Phase des Tragens ausschließlich schwarzer Klamotten und dem entsprechenden Styling nebst Musike und Peer Group – noch mehr Abwesenheit von Glück. Durch die aktive Verneinung von allem, was irgendwie klassischer Weise zum Glücklichsein gehört, haben wir versucht, uns dem Streben danach zu entziehen. Es erwächst ja ein gewisses Wohlgefühl daraus, sich gegenseitig mit schwarzem Nagellack zu bepinseln und zufriedene Leute mit Abscheu zu betrachten – die waren doch so erbärmlich! Aber Glück war das am Ende doch nicht.

Glück war, dann endlich zu merken, was ich kann. Nämlich das, was ich schon die ganze Zeit gemacht habe: lernen, und später auch lehren. Es stellten sich echte Erfolge ein. Ich weiß jetzt, was ich will, wo ich hin will, was passiert, wenn ich dort bin und was ich mache, wenn es nicht klappt. Ich habe mir alle Möglichkeiten ausgemalt und mich mit ihnen angefreundet. Alle meine Zukünfte sind mir jetzt wohlgesonnen und nichts mehr, gegen das ich mich wehren muss. Ich habe gesucht, ich habe gefunden – jetzt geht es ums Behalten.

3 Gedanken zu „Neues Jahr, neuer Name, neues Thema“

  1. Äh. Wow. Das ist … äh … ebenso nachvollziehbar wie überraschend. Und ein schönes Thema ebenso. Ein guter Start ins Neue Jahr!
    Allerdings … so bildungsbürgerlich der Name auch ist … er ist nicht gerade einfach zu merken.

  2. Muss sich ja auch keiner merken, der Kern bleibt ja gleich.
    Ansonsten hilft vielleicht die Wortbedeutung: „Eudämonia“ –> ein guten Dämon haben –> Buffy!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert