Die nun mehr 12. Verfilmung von Tolstois Stoff – den ich nie gelesen habe – ist ein einziger großer Verweis auf das Buch. Lies! Lies! Alles was hier nur angedeutet ist, kannst du dort ausführlich erfahren!
Die Geschichte
Die Geschichte ist wenig kompliziert: Anna ist verheiratet und verliebt sich in einen anderen Mann. Den Rest des Films geht es darum, was eine gute Ehe, wahre Liebe, Freundschaft, Anstand, Familie ausmacht. Wie man das alles auf die Reihe bekommt und wie es einen zerreißen kann, wenn man sich zwischen diesen Dingen entscheiden muss. Dazwischen werden verschiedene Lebens- und Beziehungsmodelle beschrieben und kommentiert. Stadtleben versus Landleben, Moderne und primitive Lebensweise. Dampflokfahren oder Kutsche. Dabei spielt der Film zum größten Teil in der feinen russischen Gesellschaft. Dass es im Buch mehr um die Arbeiter- und Bauern-Idylle geht vermute ich, weiß es aber nicht. Die feinen Damen sind auch dekorativer.
Inszenierung
Der Film lebt von der Idee der Theatergesellschaft (Goffman, ick hör dir trapsen), was visuell ganz fantastisch umgesetzt ist. Ich kann im nachhinein nicht mehr sagen, wann ich eine Szene auf einer Bühne und wann in einer Kulisse gesehen habe, die Übergänge sind immer wieder faszinierend gelöst. Und dazwischen wird getanzt, wie ich es so auch noch nie gesehen habe. Eigentlich sind es mehr choreographierte Bewegungen als „richtige“ Tanzszenen, und das ist auch gut so.
Fazit
Wenn darüber hinwegsehen kann, dass weder Keira Knightley noch Jude Law mit Vollbart (äußerst attraktiv, übrigens) noch irgendein anderer Schauspieler irgendwie russisch aussehen: absolut sehenswert.