Angst

Die meiste Zeit meines wachen Alltags komme ich mit meiner Spinnenphobie ganz gut klar („Schatz, kommst du mal grade?“ – übrigens jedesmal eine Ohrfeige für meine innere Alice S.). Alles, was kleiner ist als ein Erdusskern, kann ich mit genügend Papierlagen dazwischen zerquetschen, um alles andere mache ich einen Bogen. Fangen und Aussetzen ist ein No-Go, so leid es mir tut. Und es tut mir wirklich leid! Kann ja die Spinne nix dafür, dass in meinem Kopf da was falsch verkabelt ist. Wie gesagt, meistens komme ich aber im Alltag ganz gut klar.

Und dann gibt es diese Tage, wo ich meine Wohnung verlassen will, aber der Ausgang von einem schwarzen 6cm-Monster bewacht wird. Dann wünsche ich mir, ich hätte schon längst diese Verhaltenstherapie mit der Vogelspinnenhaut angefangen, oder sogar beendet, damit ich ohne Herzrasen (oder überhaupt!) die Tür passieren könnte. Hab ich aber nicht und jetzt sitz ich hier. Draussen scheint die Sonne, warten die Verlockungen des Supermarktes und ich beobachte den Spalt unter der Tür, um rechtzeitig in Panik zu verfallen, wenn das Vieh sich da durchquetscht. Ist euch schon mal aufgefallen, dass Spinnen überhaupt keine Geräusche machen? Egal, wie groß sie sind? In meinem Panikkopf krietschen Spinnen übrigens, wenn man sie erschreckt, in einem schrillen, hohen, rauen Ton. Ich dachte, das solltet ihr wissen.

Natürlich weiss ich, dass das irrationaler Quatsch ist. Dass mir die Spinne nix tun wird, selbst wenn sie auf mir rumkrabbeln sollte. Dass sie eigentlich nix von mir will (ausser ein warmes Plätzchen zum rumsitzen). Dass ich, als ich auf die Welt kam, keine Angst vor Spinnen hatte und dass mir sicher seitdem keine Spinne wirklich was getan hat. Ich weiss das alles und trotzdem ist mir schlecht. Ich weiss auch, dass die Phobie schlimmer wird, je schlechter mein Allgemeinzustand ist und dass sie weniger schlimm ist, wenn ich was getrunken habe. Aber ich kann mich ja jetzt schlecht zum einkaufen gehen besaufen… Argh!

Kennt jemand irgendwelche Notfall-Beruhigungs-Tricks, mit deren Hilfe ich heute vielleicht doch noch rausgehen kann?. Ich wäre sehr dankbar.

10 Gedanken zu „Angst“

  1. Ich kann Dir keine Notfalltipps geben, ich brauche sie selbst. Hier der Bericht einer ebenfalls stark Spinnenangstbefallenen: Meine erste spinnenphobische Erinnerung ist, wie ich als Kind in kaltem Badewannenwasser sitze und mich nicht raustraue, weil drei Meter über mir ein Weberknecht sitzt. Mittlerweile sind Weberknechte okay, ich kann die selbst wegstaubsaugen. Bei mir müssen die Spinnen leider auch getötet werden, aber ich kann das nicht selbst machen.
    Wenn eine Spinne meinen Weg kreuzt, ist der restliche Tag gelaufen. Ich konnte wochenlang keine Wäsche waschen, weil ich im Keller eine gesehen hatte und als Monsieur LeGimpsi als Beseitigungstrupp anmarschierte, sie verschwunden war. Unser Procedere ist folgendes: ich rufe den Mann und hole den Staubsauger. Sobald die Spinne eingesaugt ist, wobei ich nicht zuschauen kann, bin ich äußerst misstrauisch, ob sie aus dem Rohr wieder rauskrabbelt, wegtragen kann ich das Gerät mindestens drei Tage lang nicht, da sitzt ja ne Spinne drin, da würd ich ja quasi ne Spinne mit meinen Händen tragen.
    Meine Spinnenangst beeinflusst mein peripheres Sehen, ich scanne ständig Räume und Flächen ab, bin ich ständiger Erwartung, dass in den Pullover, der zwei Wochen zwischen anderen Klamotten lag, eine Spinne eingezogen ist, oder in die Tasse im Schrank oder unter mein Kopfkissen, oder. Ich bin darauf gefasst, überall und zu jeder Zeit in Kontakt mit einer Spinne zu treten.
    Seit wir auf dem Land wohnen, begleitet mich im Herbst ein latentes Gefühl des Unwohlseins. Manche Dinger sind hier so groß, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hab und ich weiß nicht, wie die reinkommen.
    Spinnen senden phobische Reize, genau wie Schlangen. Es ist leicht, sich vor ihnen zu fürchten, das hat auch das Kind bereits gelernt.

  2. Übrigens ist auch genau DAS ein Grund warum ich nicht auf dem Land leben wollte, „Gartenlauben“ meide und am liebsten auch Urlaub in Großstädten mache.

    Wollen wir mal zusammen eine Vogelspinnenhaut anfassen gehen? Ich glaube, danach lebt es sich vermutlich leichter…

  3. Wir können das gern mal versuchen, es wird wahrscheinlich so enden, dass ich Dir dabei zuschaue.
    Außerdem bin ich mir nicht sicher, es was ändern würde, ob sich dabei irgendwelche neuronalen Verbindungen neu zusammentun würden. Einen Versuch wäre es wert.

  4. Irgendwas ist passiert in der Nacht – da wo die Spinne saß, sind dunkle „Kampfspuren“ an der Wand (als hätte jemand einen Schuh geschmissen) und das Vieh selbst hockt zusammengekauert direkt an meiner Türschwelle, von außen. Sieht man prima, braune Spinne auf schwarzgraugemustertem Teppichboden! Daneben eine offensichtlich tote Gartenwanze (die hat mich auch schon mal ne halbe Nacht beschäftigt). Hm. Bin weder beruhigt noch beunruhigt. Aber immerhin war ich mal draußen…

  5. okay, das musst du jetzt aussitzen. ich bin mir sicher, morgen ist sie verschwunden. du könntest auch versuchen, sie in die kuchenschachtel krabbeln zu lassen und dann kickst du sie mit einem besenstiel vor eine andere wohnungstür, auf dass die nachbarn sich ihrer annehmen.

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