Der Mann schläft

Mannschläft

Ich hab mal wieder ein Buch gelesen. Von Sibylle Berg bin ich seit langer Zeit angetan, ich halte sie für eine der besseren deutschsprachigen Autoren. Nicht nur, weil wir beide aus Weimar kommen, aber vielleicht auch deswegen.

Ich vermeine, hier und da zwischen den Zeilen kleine Regionalismen herauszulesen, die dieses „oh Gott – das Kaff!“-Gefühl hervorlocken. Vermutlich bilde ich mir das nur ein. Wer Frau Berg aber mal hat lesen hören, weiß vielleicht, was ich meine. Da können selbst 15 Jahre Zürich-Deutsch nichts ausrichten…

Doch zum Buch: es ist ein schwerst romantisches Buch. Die Diagnose ist klar: Frau Berg hat sich aufs Heftigste verliebt und wird vom Welthass – zumindest für kurze Zeitabschnitte – geheilt, von dem Mann, der wie ein satter Bär ist. Groß, stark weitgehend stumm und friedlich. Und gleich zu Beginn kommt er ihr wieder abhanden, der Mann, sonst wäre es nicht Frau Berg. In sich abwechselnden Kapiteln erfahren wir nun also die Geschichte von „Frau Bergs“ Verwandlung (ich glaube, man kann hier schon mal Autorin und Ich-Erzähler gleichsetzen, um Umständlichkeiten zu vermeiden) und vom „Jetzt“, in dem es keinen Mann mehr gibt. Dafür tauchen einige reichlich schräge Gestalten auf, die zudem meist chinesischer Natur sind.

Das Ganze wird am Ende rund mit Ecken, ist zwischendurch schmerzhaft schön (vor allem, wenn man selbst grad einen schlafenden Mann neben sich hat), und an nur wenigen Stellen, die ich im Nachhinein kaum noch benennen könnte, ein wenig zu lang.

Sollte man lesen. Und ist wahrscheinlich ein Frauenbuch.

Ach ja, der harte Kerl an meiner Seite, weigert sich Frau Berg zu lesen. Ist ihm zu deprimierend. Versteh ich gar nicht.

2 Gedanken zu „Der Mann schläft“

  1. Also Sex II war wirklich deprimierend. Das hat nicht viel mit Weigerung zu tun. Ich lese, höre und schaue ja sonst auf viel nicht-so-fröhliches Zeugs. Aber Frau Berg war gruselig.

  2. Habe bis auf die eine oder andere Kolumne auf Spon noch nie etwas von der Dame gelesen und gleich das besprochene Buch gekauft. Einen schlafenden Mann bekomme ich nämlich auch öfters mal zu Gesicht und passende Lektüre dazu finde ich vielversprechend.

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