Letztes Jahr hat die Berlinale noch eine ganze Kategorie von mir spendiert bekommen, dieses Jahr weiß ich gar nicht, ob sich das lohnt. Ich war nur 5 der 10 Tage da. Vielleicht pack ich auch ab jetzt einfach alle Filme in eine Kategorie. Jedenfalls, was ich sagen wollte: die Berlinale 2013 war kurz, wurde heftig kritisiert und das – für meinen Geschmack – an der falschen Stelle.
Immer weniger „echte“ Premieren seien im Programm, war die lauteste Kritik. Hm ja, gut, bei einem Filmfestival erwartet man schon irgendwie neue Filme. Aber dass einige Wettbewerbsbeiträge schon Verleiher für den deutschen Raum haben, finde ich jetzt nicht so ganz schlimm.
Viel schlimmer finde ich die vielen schlechten Filme, und anders als filmtogo habe ich die nicht nur im Spätprogramm gesehen… Bei der letzten Berlinale hat eine Bekannte von mir selbst einen Film in der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ platzieren können. Ihre Qualifikation bestand darin, an einer Filmhochschule erfolgreich einige Semester lang herumstudiert zu haben und Schnittprogramme bedienen zu können. Hm tja, wenn das ausreicht…? Bei einem Angebot von insgesamt über 400 Filmen wäre ich für eine drastische Reduktion anhand knallharter Auswahlkriterien: z.B. mind. 2 Gutachten von angesehenen Regisseuren, Dramaturgen oder Drehbuchautoren, ob das Zeug was taugt.
Außerdem wurde dieses Jahr das Angebot an deutsch-untertitelten Filmen noch mal reduziert. Außer den Wettbewerbsbeiträgen war fast alles englisch untertitelt – oder gar nicht, wenn die Filmsprache englisch war. Ganz ehrlich: ein Film auf koreanisch/finnisch/zulu mit englischen Untertiteln zu gucken, ist ziemlich anstrengend für mich. Vor allen Dingen kann ich kaum einschätzen, ob ich die Nuance im Ausdruck jetzt richtig kapiert habe, ob es einfach eine komische Übersetzung war, oder es sich um schlecht geschriebene Dialoge handelt. Bei deutschen Untertiteln erkennt man ja meistens zumindest noch die Übersetzungs- und Reduktionsprozesse – und kann, wenn nötig, im eigenen Hirn ergänzen. Aber dafür reicht meine englische Sprachkompetenz bei weitem nicht aus. Daher fliegen also alle Filme aus exotischen Ländern schon mal raus – ich würde einfach einen viel zu verfälschten Eindruck davon bekommen. Dann lieber gar keinen.
Die Lösung für mich wäre: weniger Filme zeigen, dafür pro Film mind. 2 Vorstellungen mit deutschen und 2 mit englischen Untertiteln. Dann kann man ja mal gucken, ob die dt. Vorführungen wirklich leer bleiben. Ich glaube das nicht. Im Gegenteil, ich glaube, dass durch dt. Untertitelung das Festival an „Internationalität“ massiv gewinnen würde. Auch die Filme in weniger verbreiteten Sprachen würden die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen, denn der „Mist“ wäre ja schon aussortiert (siehe oben).
Die Berlinale gilt als „Publikumsfestival“, doch wenn man das vor-Ort-Publikum, das nun mal auch in Berlin zum größten Teil aus deutsch-Muttersprachlern besteht, immer weniger berücksichtigt, muss man sich nicht wundern, wenn schließlich auch der letzte Bonus wegfällt und die Berlinale an sich immer mehr in Frage gestellt wird.
Mein Wunsch fürs nächste Jahr: neue, gute, deutsch-untertitelte Filme.
Ja. Richtig. Wobei ich Nicht-engliche-Fremdsprache mit englischen Untertiteln weniger schlimm finde, als die erratischen Mechanismen nach denen man Karten bekommt. In dem Sinne glaube ich auch, dass weniger Filme die dafür mehr Vorstellungen bekommen eine deutliche Verbesserung wäre. Zum einen würde das vielleicht das Kartnbekommen endlich mal etwas entspannen. Zum anderen geht da ja schließlich auch hin, um mit anderen über die Filme zu sprechen. Wenn es da eine größere Kanonisierung gäbe, wäre das sicher auch für die Gespräche und die Berichterstattung prima. Selbst 100 Filme sind ja schon eine Irre Bandbreite, wenn man mal davon ausgeht, dass selbst ambitionierteste Festivalisten vermutlich kaum mehr als 30 Filme schaffen …
Also, die Ambitionierten schaffen 40+. Und ein bisschen Verlosungscharakter darf der Kartenkauf schon haben, finde ich. Sonst ist einfach „Kino auch tagsüber“.