Handy, oder not-so-handy

Ich besitze ja ein ubuntu-Phone. Das habe ich mir gekauft, weil ich weder Microsoft, noch Google, noch Apple irgendwelche Daten schenken wollte, von denen ich im Zweifel nicht mal weiß, welche das sind. Genügt schon, was o2 alles weiß (oder jemand, der mal an meine Browserhistory gelangt, ähäm).

Jetzt betrug sich meine Mobiltelephonbiographie wie folgt: 2002 oder 2003 erwurb ich mein erstes Handy, ein Nokia 3210. Damit konnte man smsen (mit T9!) und telefonieren. Es hatte ein Adressbuch und man konnte Snake spielen. Und das mit den Steinchen. Das war mir viele, viele Jahre vollkommen genug. Einmal brauchte es ein neues Cover, und einmal einen neuen Akku. Das wars.

Mein nächstes Telefon war ein altes, abgelegtes von ben_: ein Sony Ericsson C901.

Ihr könnt euch jetzt ungefähr ausrechnen, wie lange ich mit dem Nokiaknochen glücklich war. Dieses tolle Telefon konnte jetzt fotografieren! Völlig neu für mich. Das hab ich auch ein paar mal genutzt und dann ge-mobloggt. Prima Sache, das hat mir Spaß gemacht. Irgendwann ließ aber der Akku stark zu wünschen übrig und ich glaube, es war auch sogar mal richtig kaputt, so software-mäßig und dann ging die Suche los.

Ich gebe zu, bis dahin war Faulheit der Hauptgrund, quasi nie das Handy zu wechseln. Dann kam der Nachhaltigkeitsgedanke dazu und schließlich wurde Datenschutz immer aktueller. Außerdem fand ich es immer wichtiger, Leute zu unterstützen, die Großkonzernen etwas entgegensetzen wollen. Deswegen war das Nexus One (ebenfalls das abgelegte von ben_) auch nur eine Übergangs- und Notlösung.

nexus_4_lineup

Boah, war das blöd. Dieser winzige Pinöppel da unten, mit dem musste man alles irgendwie machen. Aber man kommt nicht dran, ohne dass einem das Telefon aus der Hand fällt. Das war wirklich schlimm.

Jedenfalls, wenn man nun alle oben genannten Firmen umschiffen will, bleibt nur noch das Ubuntu-Phone (wenn einem die Nachhaltigkeit der Hardware wichtiger ist, kann man sich noch für das Fairphone entscheiden, das läuft aber mit Android also Google). Mein Ubuntuphone kann nix. Naja, ICH kann damit nix. Ohne eigene IT-Ausbildung braucht man nämlich leider eine Programmiererin zum Telefon dazu. Ich kann:

  • smsen
  • telefonieren
  • im Netz surfen
  • fotografieren – aber ich kriege die Bilder nicht mehr vom Telefon runter…
  • das Kind „Frosch gucken“ lassen

Ich möchte gerne:

  • all of the above
  • Notizen notieren
  • mit einem Kalender auf meine ical-Dateien in der dropbox zugreifen (lesen UND schreiben)
  • mobloggen
  • E-Mails überfliegen
  • Fotos bearbeiten (skalieren) und an andere Leute/Computer schicken
  • aber eben alles OHNE Apple/Google/Microsoft

Ich habe viel recherchiert dazu, ich habe viele Leute gefragt. Es gibt schlicht keine Lösung, die meine offensichtlich absurd hohen Ansprüche erfüllt. Beim Ubuntuphone gibt es zwar regelmäßig Updates, aber außer neuen Smileys ist mir da jetzt noch nix brauchbares aufgefallen. Apps gibt es quasi nicht, oder man braucht verschärfte Ubuntu-Kenntnisse, um sie zum laufen zu kriegen. Das ist leider nichts für mich.

Da der weise alte Elf an meiner Seite behauptet, Apple wäre noch die am wenigstens schlimme Firma, werde ich wohl irgendwann ein altes iPhone erwerben. Und das Passwort für meine apple-ID suchen… Aber Spaß macht das alles nicht.

12 Gedanken zu „Handy, oder not-so-handy“

  1. Ja, es ist ein bischen absurd inzwischen. Rückblickend sogar fast schon verrückt: Das Mobiltelefon ist zum ersten und zentralen Medium für die Mehrheit der Weltbevölkerung geworden und gleichzeitig zum Schlachtfeld der grössten und mächtigsten Konzerne und weltweiten Institutionen. Und das in nur einer Hand voll Geräte-Generationen. Von „unterwegs telefonieren“ zu einer technischen Gegenwart gegen die 1984 noch harmlos erscheint in nur wenigen Jahren …

  2. Was spricht denn gegen ein Android-Telefon ohne Google? Zum Beispiel eines aus der Nexus-Reihe, Cyanogenmod drauf installiert, als App-Store dann F-Droid.

    Ich nutze das so seit Jahren, allerdings (noch) mit Google-Konto, was aber überhaupt nicht notwendig dafür ist. Oder einfach einen Fake-Account bei Google einrichten, um zumindest auf die Apps aus dem offiziellen Shop wie z.B. sichere Messenger zugreifen zu können. mit GApps Browser können dann Google-Dienste weiterhin anonym genutzt werden.

    1. Dass ich nicht wusste, dass man Android ohne google haben kann 😀
      Dann ginge doch auch das Fairphone…?
      Danke für die Links und Ideen. Da muss ich jetzt erst mal drüber nachdenken.

  3. Das Cyanogen-Dings geht leider nicht mit dem Fairphone zusammen, und auf der Webseite (Shop) vom Fairphone findet man nix zur google-freien Variante. Ich frag da mal nach.

  4. ist die krux mit cyanogen – seltene telefone sind bisweilen schlecht unterstützt. um den fairen gedanken ein bisschen aufrechtzuerhalten, wäre vielleicht ein gebrauchtes telefon ganz gut? da sollte es insgesamt doch eine gute auswahl geben…

  5. Ja, das sind wohl die sinnvollsten Alternativen: ein gebrauchtes Telefon mit Cyanogen-Dingsi oder eben das Fairphone mit dem Open OS. Beides muss ich aber selbst drauf packen (ob ich das hinkriege?!) Naja, sollte lernbar sein, denke ich. Tolles Projekt fürs nächste Jahr 😉

  6. Auf der Website von Fairphone gibt’s eine Anleitung. Die Installation der google-freien Variante funktioniert wohl entweder wie ein normales Update oder als manuelle Installation.

    Leider wird das Fairphone (2) so wenig beachtet, dass es kaum Unterstützung aus der Android-Entwickler-Ecke gibt. Es arbeiten zwar einige Leute an der Portierung von Cyanogenmod, aber nunja.

    Draufpacken ist relativ einfach, das schaffst du. 😉

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