Die Welt der schönen Bilder

„Wann hat der Niedergang begonnen? An dem Tag, als man die Wissenschaft der Weisheit, die Nützlichkeit der Schönheit vorzog.“

Diesen kurzen Roman von Simone de Beauvoir aus dem Jahr 1966 (dt. 1968) habe ich jetzt bestimmt schon zum dritten Mal gelesen und immer wieder fallen mir dieselben Sätze auf, immer wieder bekomme ich die gleichen beklemmenden Gefühle zu Beginn und immer wieder entzieht sich mir die Hauptfigur Laurence gegen Ende auf dieselbe Weise.

Trotzdem verändert sich auch mit jedem Lesen was. Klar, mit 16 liest man die Gedanken einer Mutter über ihre Töchter anders als mit 31 und wenn ich dann mal Töchter haben sollte, wird es wieder anders sein. Auch das Verhältnis zu meinem Vater hat sich sehr verändert in der Zeit. Beides sind wichtige Themen im Roman, wie überhaupt das ganze Beziehungsgefüge, in dem sich Laurence mal aufgehoben, mal verstrickt fühlt, den Kern der Analyse bildet. Und das ist es dann auch, eine Analyse, die manchmal erschreckend aktuell wirkt (Thema Werbung) und machmal furchtbar „alt“ und weit weg, was vor allem durch die Sprache kommt, scheint mir.

„Man glaubt, an einen Menschen zu hängen: Man hängt an einer bestimmten Idee von sich selbst, an einer Illusion von Freiheit oder von etwas Unvorhergesehenem, an Wahnbildern.“

Und schliesslich verkündet ein Kind eine einfache Weisheit:

„Brigitte sagt, wenn Menschen böse sind, dann kommt das daher, daß sie unglücklich sind. Nur für die Nazis gilt das nicht.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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