Equal Care Day 2017

Hier mein Beitrag zum Equal Care Day, denn auch wenn bei uns nicht alles perfekt ist, DAS haben wir gut hingekriegt:

Fragen zu Deinem Equal Care Alltag:

1. Wie ist die CareArbeit bei Euch zuhause auf die Erwachsenen verteilt? Gibt es feste Zuständigkeiten?

Ohne feste Zuständigkeiten wird man ja nicht fertig mit dem Aushandeln, das wäre zu nervig. Also ja: im Moment bringt ben_ das Glückskind in die Kita, ich hole sie ab. Zum Hinbringen gehört auch wickeln, Frühstück machen, anziehen, neue Windeln in der Kita abliefern etc. Außerdem Kaffee kochen, Spülmaschine ausräumen und was sonst so zu den Morgenroutinen zählt. Zum Abholen gehört die Nachmittagsbespaßung und die Abendbrotplanung zum Großteil. Auch das Beschaffen neuer Kinderklamotten ist zB eher mein Zuständigkeitsbereich. Außer Stillen vom Goldkind fällt mir aber nix weiter ein, was IMMER ich und NIE der Mann macht. Ach, doch: ich lese Erziehungsratgeber, aber vielleicht nur, weil ich eben unsicherer bin, als der Mann.

2. Warum teilt Ihr Euch anfallende CareArbeit untereinander auf? Welche Vorteile habt Ihr dadurch?

Weil dann jeder nur die Hälfte machen muss. Das ist mir so logisch, dass ich die Frage gar nicht verstehe. Wie soll man denn da keine Vorteile von haben? Wir wohnen beide hier, wir benutzen beide Kochgeschirr und Klo, wir verursachen Staub, wir schwitzen in Klamotten rein, wir haben Kinder gemacht, warum sollte nur eine/r von uns sich darum kümmern?

3. Welche Nachteile und Schwierigkeiten gibt es, welche Hürden?

Die einzige Schwierigkeit ist, dass wir unterschiedliche Rhythmen bei den jeweiligen Tätigkeiten bevorzugen. Aber das war früher schlimmer und hat sich schon stark angepasst. Da muss man dann halt mal reden. Auch jetzt, in meiner Elternzeit mit dem Goldkind, hab ich nicht das Gefühl, plötzlich alle Care Arbeit leisten zu müssen. Ich versorge das Baby und mache beim Haushalt so viel ich schaffe (und eben meine Aufgabe ist), ben_ arbeitet und macht seine Hälfte. Nach dem ich beim Glückskind wieder angefangen habe, zu arbeiten, musste ich außer stillen und arbeiten nicht viel tun, aber damit war ich auch schon voll ausgelastet. Das wird in fünf Wochen wieder so sein, wenn ben_ sein halbes Jahr Elternzeit beginnt. Allerdings nicht ganz so schlimm, da ich nur mit ner halben Stelle wieder einsteige. Da ich aber vor allem nachts noch viel stille, ist mir das genug.

4. Wäre es nicht praktischer, eine Person des Haushalts würde sich alleine darum kümmern und so auch den Überblick und die Verantwortung behalten?

Nein. Derjenige, der /die die Verantwortung trägt, ist doch dann immer gekniffen. Muss immer anderen Arbeit zuteilen oder alles selbst machen. Wer will das schon freiwillig sein?

5. Wodurch / Wann stoßt Ihr an Grenzen der fairen Aufteilung?

Wenn wir beide erschöpft oder krank und beide Kinder wach und überdreht sind. Dann hätten wir beide gerne gleichzeitig eine Pause, aber das geht dann eben nicht. Wochenenden können dann sehr lang werden…

6. Leben Kinder in Eurem Haushalt? Hat sich die Verteilung der CareArbeit verändert im Vergleich zur Zeit ohne Kinder?

Die Zeit, die wir ohne Kinder zusammen gewohnt haben, war sehr kurz, ein reichliches Jahr. Das Glückskind ist jetzt 3 Jahre und das Goldkind 5 Monate. Hol- und Bring-Dienste sind kein Problem, da wir beide flexible Arbeitszeiten haben. Ich habe vor den Kindern voll, danach voll und später 75% gearbeitet, nun steige ich wieder mit 50 % ein. Wenn wir beide wieder arbeiten, machen wir je 75%. Es hat sich dann also verändert: vor allem die Zeit, die wir im Job verbringen. Dadurch haben wir mehr Zeit für die Care Arbeit und können beide weiter unsere Hälfte übernehmen.

7. Was hat sich verändert mit dem Älterwerden der Kinder? Musste die Aufteilung in Frage gestellt und evtl. neu verteilt werden?

Das wird noch kommen, wenn Kita/Kiga/Schulwechsel anstehen, wenn mehr Nachmittags- und Wochenendaktivitäten der Kinder dazu kommen. Bis jetzt ist das alles sehr entspannt.

8. Welche Reaktionen bekommst Du von anderen für Dein Tun als Frau?

Die meisten finden, dass ich relativ früh wieder in die Arbeit einsteige. Da die Kinder dann aber beide erstmal vom Vater versorgt werden, ist das für mich in Ordnung. Mein Mann hat genauso Recht auf Elternzeit wie ich. Meine Chefin ist sehr flexibel und egal mit welchem Arbeitszeitvorschlag ich komme, sie ist einverstanden. Als ich vor der Geburt vom Goldkind auf 2 Wochen vom Mutterschutz verzichtet habe, hat das mehr Wellen gemacht. Ich habe aber immer betont, dass ich das nur tue, weil ich eine unproblematische Schwangerschaft und nur äußerst schwer deligierbare Arbeit hatte. Ich möchte damit nicht als Beispiel dienen. Und mir wird natürlich oft zu meinem „guten Fang“ gratuliert. Das ist vollkommen richtig, aber nicht in erster Linie wegen der Bereitschaft, in Elternzeit zu gehen…

9. Erzähle von einer Situation, ein Gespräch, in dem Du eine positive und eine, in dem Du eine negative Reaktion erfahren hast.

An negative Reaktionen kann ich mich nicht erinnern. Vielleicht hab ich das dann nicht bemerkt, wenn jemand uns „komisch“ findet. Die meisten Leute, mit denen ich über so was spreche, sind tolerant und reagieren weder besonders positiv noch negativ, sondern interessiert.

10. Was würdest Du Deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben, das weder Kinder hat noch in einer Partnerschaft lebt, wie es mit dazu beitragen kann, dass Equal Care gelingen kann?

Mein jüngeres Ich hat sehr drauf geachtet, sich einen selbständigen Partner zu suchen und ich denke, dass ich auch nur deswegen jetzt in dieser wunderbaren Beziehung bin. Auch meine früheren Partner haben gekocht, ihre eigene Wäsche gemacht etc. Aber etwas anderes wäre für mich auch nie in Frage gekommen. Ich könnte mich nicht geliebt fühlen von jemandem, der von mir bestimmte Haushaltsdinge einfach so erwartet. Das möchte ich meinen Kindern mitgeben.

11. Was wünschst Du Dir von Politiker*innen?

Flexibleres Elterngeld. Mehrfaches Elterngeld für Mehrlingseltern. Höheres Elterngeld für die unteren Einkommensschichten oder gleich für alle den Höchstsatz. Es muss sich jede Familie leisten können, dass auch die/der Mehrverdiener/in zur Hälfte in Elternzeit geht. Elterngeld während der Kita-Eingewöhnungszeit.

12. Was wünschst Du Dir von anderen Entscheidungsträger*innen?

Arbeitgeber: wenn sie Kinder haben, sich mal ne Minute ruhig hinsetzen und überlegen, ob sie mit denen genug Zeit verbracht haben. Wenn die Antwort „ja“ lautet oder wenn sie keine Kinder haben, akzeptieren, dass andere Eltern, unabhängig vom Geschlecht, MEHR Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Sich als Memo über den Schreibtisch hängen: weniger Arbeit ist nicht gleich schlechtere Arbeit. Teilzeit für alle.

13. Was wünschst Du Dir konkret für  Deinen Alltag anlässlich des Equal Care Day 2017?

Ich bin zufrieden, danke.

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