Luke Cage

Was ist rassistisch? Dass ich mir diese Frage einfach stellen kann, wenn ich da mal Interesse dran zeige, ist schon ein Privileg, das mir auf Grund meiner Hautfarbe mal einfach so zufällt. Ist Luke Cage rassistisch? Diese Frage trieb tatsächlich einige Bewertungen der netflix-Serie aus der Marvel-Reihe „The Defenders“ (mit Jessica Jones, Dare Devil und jetzt ganz brand neu Iron Fist) an. Diese hatte ich gelesen, bevor ich anfing, die Serie zu gucken. Ich hab keine Angst vor Spoilern, ich kann mir eh nix merken. Jedenfalls war ich äußerst irritiert ob der Frage und der diversen Antworten. Und dann sah ich selbst.

Luke Cage ist zunächst mal nicht-weiß: es spielt in Harlem, und alle wichtigen Figuren sind afroamerikanisch oder hispanisch.

Auch die meisten unwichtigen, übrigens. Und das allein war manchen Kommentatoren Grund genug zu behaupten, Luke Cage wäre rassistisch. Weil keine Weißen drin vorkommen. Ich finde das total schräg. Es gibt eine Fantastilliarde Serien mit ausschließlich weißen Figuren und dann gibts mal eine schwarze Serie und die ist dann rassistisch? Ich gebe gerne zu: ich kenne mich nicht besonders gut aus im Anti-Rassismus-Diskurs. Daher war ich zunächst auch etwas irritiert, doch einige Dinge präsentiert zu bekommen, die ich eigentlich ins Klischee-Fach einsortiert hätte (Sprache, Gestik, Habitus). Außerdem: wenn alle schwarz sind, sind natürlich auch die Bösen schwarz. Das fand ich irgendwie auch schwierig. Ich erkläre das alles aber mit meinen weißen (Serien-)Sehgewohnheiten und empfehle die Serie aus demselben Grund: Sehgewohnheiten durchbrechen. Man lernt auch ein kleines bisschen was über die schwarze Geschichte Amerikas.

Dass Luke Cage eigentlich kein Superheld sein will und immer damit hadert, nervt nur manchmal. Ansonsten sind die Plot-Twists (bis auf den Oberbösewicht, der ist doof) spannend und ich würde  auch das weitergucken.

 

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