Ich habe mal wieder ein Buch gelesen und zwar ein gutes. Unterleuten von Juli Zeh (2016) taugt echt was. Ein schöner, mittellanger Roman mit jeder Menge Identifikationspotential (warum ist mir das in neuester Zeit so wichtig? Weiß ich auch nicht). Die Geschichte entfaltet sich mehr oder weniger chronologisch entlang der Figuren. In jedem Kapitel steht eine Person im Vordergrund. Es haben eventuell eins oder mehrere Verbrechen statt gefunden. Am Ende wird netterweiter fast alles aufgeklärt.
In Unterleuten erzählt Juli Zeh von der ostdeutschen Provinz im Speckgürtel Berlins. Vom täglichen Kampf gegen Natur und menschliche Natur. Davon, wie man versucht, sich einzurichten zwischen Sinnsuche und Bequemlichkeit, zwischen Emanzipation und Fallenlassen. Wie Kinder und Hunde dabei zwischen die Fronten geraten. Wie prägend die Jahre zwischen 0 und 15 sind. Und wie man danach eigentlich nur wiederholt, was bis dahin passiert ist.
Bitte lesen!
Kategorie: Belletristik
Alle Unterhaltungslektüre
Johann König – Kinder sind was Wunderbares
Und schwupps – schon das erste Buch gelesen für dieses Jahr! Wenn ich so weitermache, schaffe ich dieses Jahr nicht nur meine eigene und ben_s, sondern auch noch fzerozeros Leseliste! Liebe Mit-Intellektuelle, ich hoffe auf zahlreiche Überschneidungen beim Lesestoff und regen Austausch. Johann König – Kinder sind was Wunderbares weiterlesen
Olive Kitteridge
Olive Kitteridge ist keine besonders nette Frau. Sie ist Mathelehrerin, streng und direkt, keine Freundin höflicher Floskeln. Und sie ist die Hauptfigur in Elizabeth Strouts gleichnamigem Roman (dt. „Mit Blick aufs Meer“). Olive Kitteridge weiterlesen
Michel Houellebecq – Unterwerfung
Schnell hab ichs gelesen, kurz ist es ja auch. Ich habe aber auch „diese bestimmten“ Stellen überblättert, weil mich „sowas“ schlicht langweilt. Hui, was bin ich keusch. Michel Houellebecq – Unterwerfung weiterlesen
Terezia Mora – Alle Tage
Ja, das ist nicht grad Harry Potter. Ein bisschen Mühe gehört schon auch dazu, will man sich durch „Alle Tage“ durcharbeiten und zwischendurch war ich mir auch nicht sicher, ob es sich lohnt. Am Ende hatte ich aber doch das Gefühl, mal wieder ein „ziemlich gutes Buch“ gelesen zu haben.
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Louise im blauweiß gestreiften Leibchen
Ein netter kleiner Roman mit Krimi-Einschlag, den man gut so weglesen kann, der aber trotzdem „schöne“ (mein Ausdruck für gut geschriebene, zumindest nach meinem Empfinden gutgeschriebene) Stellen enthält. Es geht um Künstler in Berlin, es geht um Ost-West, es geht um Liebe.
Ein Teil der Geschichte spielt zu der Zeit, als meine Mutter ein Kleinkind war. Als die Mauer geschlossen wurde, war sie gerade mit ihrer Mutter bei Oma im Westen, ihr Vater und ihre Schwester aber im Osten. Wie lange meine Oma gezögert hat, doch wieder zurückzufahren (und ob sie wirklich wegen meines Opas und meiner Tante zurückgefahren ist), ist eines dieser dunklen kleinen Geheimnisse in unserer Familie, aus denen man durchaus einen realistischen kleinen Roman mit Krimi-Einschlag schreiben könnte, wenn man denn könnte.
„Louise im blauweiß gestreiften Leibchen“ von Mathias Nolte kann ich jedenfalls empfehlen.
Siri Hustvedt – Was ich liebte
Im Grunde ist „Was ich liebte“ (engl. „What I Loved“) eine Familiensaga. Wir verfolgen verschiedene Personen, hauptsächlich zwei Paare und deren Kinder über viele Jahre. Sie entwickeln sich weiter, entfernen sich und nähern sich an und zwischendurch erzählt Siri Hustvedt immer wieder von Kunstobjekten (erst Bilder, später Collagen und dann Objekte), die eine der Hauptfiguren herstellt. Diese Objekte sind es auch, die mich am meisten faszinieren an dem Buch. Sie werden in einer Detailliertheit beschrieben, dass ich schon öfter Rechercheversuche unternommen habe, um herauszufinden, ob es diese Objekte vielleicht wirklich gibt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich jemand das alles ausdenken kann. Ich hab aber nie etwas auch nur ähnliches gefunden, und war dann hinter immer etwas traurig, dass ich mir die Dinge so nie wirklich ansehen kann. Will ich sie noch mal betrachten, muss ich das Buch noch mal lesen. Und überhaupt sollte jede/r das Buch lesen, schon allein, damit man mal drüber sprechen kann.
Alain de Botton – Freuden und Mühen der Arbeit
Drüben bei ben_ gibt es zwar schon eine ausführliche Lobhudelei des Buches, aber ich habe irgendwann festgestellt, dass ich dann gar nix mehr zu Bloggen hätte, wenn ich alles weglassen würde, was drüben schon steht. So ist das nun mal, oder wie ben_ sagen würde: „This is what Zusammenleben is all about“.
Der Mann schläft
Ich hab mal wieder ein Buch gelesen. Von Sibylle Berg bin ich seit langer Zeit angetan, ich halte sie für eine der besseren deutschsprachigen Autoren. Nicht nur, weil wir beide aus Weimar kommen, aber vielleicht auch deswegen.
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Die Welt der schönen Bilder
„Wann hat der Niedergang begonnen? An dem Tag, als man die Wissenschaft der Weisheit, die Nützlichkeit der Schönheit vorzog.“
Diesen kurzen Roman von Simone de Beauvoir aus dem Jahr 1966 (dt. 1968) habe ich jetzt bestimmt schon zum dritten Mal gelesen und immer wieder fallen mir dieselben Sätze auf, immer wieder bekomme ich die gleichen beklemmenden Gefühle zu Beginn und immer wieder entzieht sich mir die Hauptfigur Laurence gegen Ende auf dieselbe Weise.